Der Bauzaun am Nordflügel

Am 30. Juli 2010 wurde am Posttrakt des Stuttgarter Kopfbahnhofes unter Polizeischutz ein Bauzaun aufgestellt. Mit diesem Zaun sollte der Abriss des sog. „Nordflügel“ des Hauptbahnhofes beginnen. Bereits nach wenigen Wochen war er mit Plakaten, Texten, Collagen, Karikaturen und allerlei Objekten beklebt und behängt. An diesem ca. 3m hohen Bauzaun nutzte die Bevölkerung zum ersten mal ebenso Einzeln und Individuell wie auch Spontan die Möglichkeit der Meinungsäußerung. Es entstanden empörte, ironische, polemische und kreative Wege mit denen viele einzelne Stuttgart 21 Gegner sich frei äußerten. Der Bauzaun gilt wohl daher auch als „soziale Skulptur im Sinne von Joseph Beuys“. Schon nach kurzer Zeit wurden sogar Führungen von Kunsthistorikern und Städtereisenden zum Zaun angeboten.

Wo war dieser Bauzaun? Wer heute an die Nordseite der Reste des Stuttgarter Hauptbahnhofes kommt wird sich schwer vorstellen können was dort in den vergangenen Jahren Zerstört wurde. Die folgenden Bilder zeigen Karten von damals – ich habe versucht die Lage des Zaunes aus dem Gedächtnis zu markieren.

Am 02.09.2010 Versuchte ich mit hochauflösenden Einzelbildern diesen Zaun Fotografisch abzuschreiten (am Eingang zur Haupthalle endend). Die folgenen Bilder zeigen den Zaun an diesem Tag vollständig. Leider war ein Teil des Zaunes nicht direkt erreichbar sondern teilweise von der Polizei mit einer Verbotzone von der Öffentlichkeit getrennt worden. Daher konnte ich in diesen Bereichen auch nicht nah genug heran um „hinter die Polizeifahrzeuge“ zu fotografieren. Die Bilder sind natürlich nur eine einzelne kurze Momentaufnahme! Es war wirklich so das der Zaun einem ständigen Wandel unterzogen war. Auch wenn einige größere markante Plakate und Objekte länger gleich blieben, jede Stunde sah der Bauzaun eigentlich anders aus.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Mehr Bilder im Archiv (Übersichtsbild mit je 4 Vergrößerungen)

Im Dezember 2010 wurden Teile davon (3500 Objekte!) vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg abgebaut und archiviert. (Ausstellungseröffnung dokumentiert von EastEndPeterP / cams21) Von Dezember 2011 bis April 2012 wurde er dort ausgestellt. Nach der Archivierung wurde der Bauzaun weiter behängt, allerdings fehlten die markantesten Teile durch die Entfernung während der Hochphase des Protestes. Unabhängig von der Aktion des „Haus der Geschichte“ ging der Bauzaun Faktisch und unauslöschbar in die Geschichte der Stadt ein und war Monatelang in der Bundesweiten Aufmerksamkeit. Neben der Zentralen Lage und Erreichbarkeit für alle Reisenden, trug sicher vor allem die Individuelle Gestaltung und ungesteuerte Authentizität zu seinem Erfolg bei.