Falsche Zahlen über die Verletzten des Schwarzen Donnerstag

Archivbild Biergarten 30.09.2010 / Schwarzer Donnerstag
Archivbild Biergarten 30.09.2010 / Schwarzer Donnerstag

Immer wieder, z.B. auch aktuell wieder bei den Berichten über den nun zu einer Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilten Polizisten, tauchen die irreführenden Zahlen über die verletzten Bürger am 30.09.2010 auf. Obwohl schon kurz danach von Sanitätern, die ehrenamtlich im Park damals geholfen haben, diese Zahlen widerlegt wurden. Die, in diesem Fall Stuttgarter Zeitung, spricht dort von Zitat: „insgesamt mehr als 100 Menschen„. Das kann ich bei über 350 Verletzten die den Sanitätern bereits am Abend des 30.09. bekannt waren, nur als schamlose Untertreibung betiteln!

Aus diesem Anlass veröffentliche ich hiermit, noch einmal, die erste öffentliche Meldung (Zwischenbericht) mit dem Originallink zur Veröffentlichung. Später dann auch als Endbericht, ging dies als Pressemitteilung an alle Redaktionen.

30.09.2010 23:32 Link zum Original (PDF)
Zitat:
ZWISCHENBERICHT DER DEMOSANITÄTER

Christoph Hoffmann, LRA, OrgL

Unabhängige Rettungskräfte, bestehend aus Demosanitätern, örtlichen Ärztinnen und Ärzten, dienstfreiem Rettungs- und Pflegepersonal sowie Ordnerinnen und Ordnern der Parkschützer haben im Zeitraum von 10:00 bis 22:30 Uhr insgesamt 368 (dreihundertachtundsechzig) protestierenden Bürgerinnen und Bürgern aktionsbedingt medizinische Hilfe leisten müssen. Dazu kamen derzeit 12 sonstige Hilfeleistungen ohne Aktionsbezug.

Die von Polizei und öffentlichem Rettungsdienst verbreitete Zahl von ca. 100 Patienten ist falsch, da sie sich ausschließlich auf den geringen Bruchteil der von den Demosanitätern an das Rote Kreuz übergebenen sowie der direkt am Rettungsbus der Berufsfeuerwehr (Schillerstrasse) vorstellig gewordenen Patienten bezieht.

Die tatsächliche Zahl von derzeit 368 aktionsbedingten Verletzten setzt sich wie folgt zusammen:

320 Patienten, die unter Augen-, Haut- und Schleimhautreizungen durch seitens der Polizei eingesetztem Pfefferspray litten;
32 Patienten mit Prellungen aller Art, verursacht durch Faust- und Knüppelschläge der Polizei;
12 Patienten mit Kopfplatzwunden, verursacht zumeist durch Knüppelschläge der Polizei;
2 Patienten mit Rippenbrüchen, verursacht durch den Wasserstrahl eines Wasserwerfers der Polizei,
1 Patient mit einer schweren Augenverletzung, deren Ursache uns unbekannt ist, da dieser Patient direkt an den öffentlichen Rettungsdienst übergeben wurde.

Dazu kommt, insbesondere Augenreizungen und Prellungen betreffend, eine bei vergleichbaren Anlässen sehr hohe Dunkelziffer, also Patienten, die sich erst abseits der Aktion oder gar nicht in medizinische Behandlung begeben.

Kursierende Gerüchte über einen Todesfall können wir derzeit weder bestätigen noch dementieren. Es gab zwar definitiv mindestens eine Meldung über eine Reanimation (Wiederbelebung), die aber ebenso definitiv falsch war.

Weitere Meldungen folgen. Privatpersonen vermeiden bitte unbedingt diesbezügliche Anfragen an die Demosanitäter, sowohl vor Ort als auch telefonisch. Die Presse wird gebeten, sich bei Bedarf persönlich am Rettungsplatz im Biergarten des mittleren Schlossparks zu melden.

Derzeitige Standorte medizinischer Hilfe sind:

1. Der Rettungsplatz der Demosanitäter im Biergarten des mittleren Schlossgartens
2. Der Verbandplatz des Deutschen Roten Kreuzes ca. 300 m weiter in Richtung Cafe Nil
3. Der Rettungsbus der Berufsfeuerwehr in der Schillerstraße.

Die Demosanitäter bedanken sich herzlich für die zahlreichen Materialspenden.
Es ist aber nicht notwendig, Kochsalzlösung oder Augentropfen teuer zu erwerben, da zum einen ausreichende Vorräte vorhanden sind und zum anderen bei nahezu allen mit Pfefferspray kontaminierten Personen ausschließlich Wasser eingesetzt werden braucht.
Kochsalzlösung bietet keinen verbesserten Effekt. Milch, Zitronensaft oder Essig sind selbstverständlich vollkommen ungeeignet.
Zitatende

Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch nochmal auf einen weiteren Text hinweisen (PDF)welcher in diesem Zusammenhang veröffentlicht wurde. Schon damals wurde damit und durch die Erfahrungen vieler Bürger am 30.09. die vergeblich die Rettungsnummern anriefen, klar wie hier mit den Verletzten umgegangen wurde. Die Tatsache das bis heute noch selbst von Lokalmedien diese falschen Zahlen veröffentlicht werden zeigt wie Respektlos noch immer mit diesen Menschen umgegangen wird.

Ich fordere die Medien auf, auch wenn sie aus nicht nachvollziehbaren Gründen diesen Berichten nicht glauben sollten, wenigstens den Respekt zu zeigen BEIDE Zahlen oder KEINE Zahl zu verwenden. Soviel minimale Berufsehre sollte doch von jedem Journalist zu erwarten sein.

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )