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„Modell Frey“ in Stuttgart wird zu „Stellwerk S“ in Herrenberg

Das vier Jahre lange bangen um die Zukunft des einzigartigen Stuttgarter Stadtmodelles von Wolfgang Frey hat nun ein Ende gefunden. Das legendäre Spur-N Modell wurde nach Herrenberg verkauft. Dort wird es in direkter Sichtweite des Herrenberger Bahnhofs im umgebauten ehemaligen Restaurant „Zum Botenfischer sein neues Zuhause finden. In den kommenden Monaten werden dort zahlreiche Wände und selbst die Restaurantküche Platz für diese Anlage machen. Rainer Braun der neue Besitzer hat vor dort ab dem zweiten Halbjahr 2017 ca. 180m² der sagenumwobenen Anlage der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Rainer Braun vor den ersten bereits transportierten 15m² der Anlage

Damit verwirklicht er einen kühnen Plan den viele Experten für unmöglich gehalten haben. Seit dem frühen Tod des Erbauers Wolfgang Frey (52) im Jahre 2012 haben sich etliche Spezialisten schon für die Anlage interessiert. Unter anderem kamen Speziallisten des Miniatur Wunderland Hamburg wie auch die Fachleute von Märklin zur Begutachtung nach Stuttgart. Letztlich lehnten aber doch alle ab und sahen es für Unmöglich oder zu Aufwendig an diese enorm große, verwinkelte und detaillierte Anlage abzubauen. Rainer Braun hingegen hat sich der Aufgabe gestellt. Mit dem Umzug des Hauptbahnhofes, des Güterbahnhofes und einem Teil der Innenstadt (alles selbst in den Gebäudehöhen im Maßstab 1:160 und auf dem Stand von 1980) gelang es Ihm bereits das Herzstücks der Anlage und damit ca. 15 m²  der Anlage in ein Interimsquartier nach Herrenberg umzuziehen. Wer es dort schon jetzt (durchs Schaufenster und von weitem) sehen möchte kann dies im Einkaufszentrum Nufringer Tor machen oder die sechs bisher umgezogenen Module am 21. und 22.01.2017 während der Modellbauausstellung in der Stadthalle Herrenberg besichtigen.

Rainer Braun arbeitet beim Umzug sowie der anschließenden Restaurierung und Inbetriebnahme der Anlage eng mit dem Modelleisenbahn Club Herrenberg sowie dem N-Club International zusammen. Im Rahmen des Umzuges wird die Anlage von der bisherigen analogen Steuerung auf die digitale Steuerung umgebaut. Leider ist es nicht möglich das Stellwerk welches von Wolfgang Frey 1:1 aufgebaut wurde mit umzuziehen. Es wird nur das Stadtmodell in Herrenberg zu sehen sein. Geplant ist aber auch den Rest der einst ca. 750 m² großen Anlage in Bildern dokumentiert zu zeigen und das Andenken an Wolfgang Frey hochzuhalten.

Das faszinierende und  wahrlich einzigartige Kunstwerk das Wolfgang Frey über 25 Jahre lang erschaffen hat zeigt sich vor allem in den unglaublich Kreativen Ideen. Da wurden aus schlichten Wunderkerzen Straßenlaternen und aus Müll und alten Schildern wurden ganze Häuserzeilen uvm. Gerade diese Kreativität macht allerdings den Abbau nun enorm Kompliziert. Jeder Sägeschnitt wird zum Risiko, jede Fassade birgt neue Herausforderungen und ungeahnte Überraschungen. Nach einem Transportschaden zeigte sich zb. das der Unterbau des Kaufhofparkhauses aus schweren Holzbrettern und nicht nur leichter Pappe bestand. Rainer Braun schreckt das allerdings alles nicht. Er ist fasziniert vom Talent des Erbauers und sieht die Probleme als überwindbar an. 

Begeistert erzählt er von aufgesägten Türen an Modellautos mit denen Frey aus handelsüblichen LKW-Modellen einzigartige Schmuckstückte machte oder auch von Fahrzeugen die Frey nachträglich um lackierte weil diese nicht den Originalfarben der Hersteller entsprachen. Ebenso traurig allerdings auch über den bedauerlichen Wasserschaden welcher leider schon zu Lebzeiten des Erbauers große Teile der „Wilhelma“ unwiederbringlich zerstörte.

Nach dem Umbau der Räumlichkeiten des Restaurants in den ersten Monaten 2017 ist geplant möglichst rasch mit dem Umzug der kompletten Anlage nach Herrenberg fortzufahren. Der Umbau auf Digitaltechnik sowie der Restaurierung der Gebäudeteile die durch dem Umzug gelitten haben soll dann im Lauf des Jahres erfolgen. Auch wenn es bedauerlich ist, dass die Stellwerktechnik wohl nicht mehr erhalten werden kann, muss man für den Erhalt dieser sehenswerten Anlage mehr als dankbar sein. Das Werk von Wolfgang Frey wird so zumindest in Teilen erhalten und zudem in Ehren gehalten.

Mehr Bilder im Archiv (link)

Interessierte an dieser Anlage sollten zum einen den Newsletter von Stellwerk S abonnieren und auch immer wieder hier auf SWW vorbei schauen oder sich in den Newsletter dieser Seite eintragen. Ich plane noch einige weitere Dokumentationen von diesem besonderen Stück Stuttgarter Stadtgeschichte zu machen.

( Alexander Schäfer auf schaeferweltweit.de )