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30.09.2010 – Was folgt aus dem Gerichtsurteil?

Gastartikel von „Zwuckelmann

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Die Stuttgarter Polizei und Justiz hat, das konnten wir in den letzten Jahren immer und immer wieder erfahren, in weiten Teilen ein äußerst eigenwilliges Verhältnis zum Versammlungsrecht. Immer wieder wurden Bußgelder verhängt, Verfahren eingeleitet und Strafen ausgesprochen für Situationen, bei denen die Polizei eindeutig das Versammlungsrecht gebeugt hat. Denn auch “Verhinderungsblockaden”, wie die Polizei viele Blockadeaktionen genannt hat und meinte, dass damit keine Versammlung vorliegen könne, unterliegen grundsätzlich dem Versammlungsrecht, wenn sie darüber hinaus die Kriterien einer Versammlung erfüllen. Diese wiederholte Rechtsbeugung hat im Zusammenhang mit den Protesten gegen Stuttgart 21 eine traurige Tradition, die spätestens mit dem Schwarzen Donnerstag eingeläutet wurde – wie wir nun endlich höchstrichterlich bestätigt bekommen haben.

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Fünf Jahre hat es gedauert, bis das Verwaltungsgericht ziemlich eindeutig, zügig und ohne jegliche Zweifel feststellte, dass der Polizeieinsatz im Schlossgarten am 30.09.2010 unrechtmäßig gewesen ist. Als Begründung wurde angeführt, dass damals im Schlossgarten natürlich eine Versammlung stattgefunden hätte, die dem Schutz des Versammlungsrechts unterlag. Die Versammlung hätte aufgelöst und den Versammlungsteilnehmern hätte ein neuer Versammlungsort zugewiesen werden müssen, bevor die bekannten polizeilichen “Zwangsmaßnahmen” ergriffen und einige Hundert Menschen verletzt wurden. Die Versammlung wurde nicht aufgelöst, weil die Polizeiführung entschied, dass die Tausende von Menschen, die sich mit durchgestrichenen Stuttgart21-Schildern im Schlossgarten befanden und gegen die Fällung der ersten Bäume demonstrierten, keine Versammlung darstellten, sondern nur eine sogenannte Ansammlung. Selbst die anwesende Staatsanwaltschaft definierte die Versammlung in dieser Art um, um ohne Umschweife brutale polizeiliche Maßnahmen gegen friedliche Bürger einleiten und entsprechende Bilder produzieren zu können.

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Fünf Jahre also, um dann kurz und knackig die Unrechtmäßigkeit festzustellen. Doch warum erst jetzt? Warum so spät? Natürlich ist es eine Genugtuung, dass die Unrechtmäßigkeit endlich festgestellt wurde. Aber was ist seither nicht alles geschehen! In welch anderem Licht hätten viele Ermittlungen, Verfahren und auch die parlamentarischen Untersuchungsausschüsse gestanden, wäre dieses Urteil nicht erst so spät gekommen. Alle, alle Politiker, alle Medien, alle linientreuen, ja feigen Staatsanwälte und Richter gingen in diesen Jahren unumwunden davon aus, dass der Einsatz schon rechtmäßig gewesen wäre. Die einzigen, die wussten und schmerzhaft erfahren haben, dass ihnen Unrecht zugefügt wurde, waren die Demonstranten.

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Dieses Urteil kommt nicht nur sehr spät, es kommt zu spät. Denn was folgt aus ihm? Viele Verfahren zum schwarzen Donnerstag sind inzwischen Geschichte, die Verantwortlichen schon lange nicht mehr im Amt. Viel zu lange konnte das Bild medial verfestigt werden, dass die Polizei schon richtig gehandelt hätte und die Demonstranten selbst Schuld gewesen seien. Natürlich ist es wichtig, dass die Verletzten nun Anspruch auf Schmerzensgeld haben – das sie hoffentlich nicht einklagen müssen, sondern das die Landesregierung hoffentlich von sich aus gewährt. Aber darüber hinaus wird dieses Urteil kaum mehr Folgen haben.

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Ein weiterer bitterer Nachgeschmack bleibt – der vielleicht doch Folgen haben wird: Zu gut erinnern wir uns an Wölfles Tränen, an Kretschmanns Bestürzung damals im Schlossgarten. Wenig später dann an der Regierung war von Bestürzung nichts mehr zu spüren. Die grün-rote Landesregierung trägt Mitschuld daran, dass über fünf Jahre lang die Schlossgarten-Demonstranten verhöhnt wurden, ihnen die Schuld für ihre Verletzungen zugesprochen wurde und alles dafür getan wurde, sie ins Unrecht zu setzen. Anstatt den bestürzten Worten handfeste Taten folgen zu lassen, verschleppte die Regierung die rechtliche Klärung dieses Einsatzes. Aber das sind wir von dieser Regierung ja fast schon gewohnt, siehe zum Beispiel auch die Kennzeichnungspflicht bei Großeinsätzen, die die grün-rote Regierungskoalition wegen eben dieses Schwarzen Donnerstags in den Koalitionsvertrag geschrieben hat. Auch hier ist sie in den vergangenen fünf Jahren untätig geblieben.

©2010 Alexander Schäfer
©2010 Alexander Schäfer

Oben bleiben!

(sww) Der 30.09.2010 – auch bekannt als „Schwarzer Donnerstag“ von Stuttgart ist heute 1877 Tage her. Die Rechtswiedrigkeit wurde vor gerade einmal 2 Tagen Gerichtlich festgestellt. Über 350 Menschen wurden damals verletzt. Zahlreiche Verfahren gegen Polizisten wurden eingestellt weil angeblich keine Polizisten indetifiziert und zugeordnet werden konnten. In der Nacht nach dem rechtswiedrigen Einsatz wurden gegen das Verbot des Eisenbahn Bundesamtes Bäume gefällt. In einem der ältesten Bäume des Schlossgartens wurden daraufhin Europaweit streng geschützte Tiere – deren Lebensraum damit illegal vernichtet wurde – gefunden. Der Verbleib dieser Tiere ist bis heute ungeklärt.

( Zwuckelmann auf schaeferweltweit.de )

Eine Welt in zartrosa und hellblau

Ein Gastartikel des geschätzten Kollegen „Zwuckelmann“

Am Sonntag haben laut Polizeiangaben 4.000 Menschen gegen den Bildungsplan und gegen die Gleichstellungspolitik der grün-roten Landesregierung demonstriert. Diese hohe Anzahl ist aber wohl weniger Ausdruck einer stärker werdenden “Bewegung”, die aus der Mitte der Bevölkerung entspringt, sondern eher Folge des Organisationstalents der Veranstalter – und Vorzeichen der nahenden Landtagswahl.

Es handelt sich nicht um eine Graswurzelbewegung, sondern schlicht um organisierte rechte Propaganda. Aus vielen Regionen Baden-Württembergs wurden die Demonstranten mit privaten Busunternehmen nach Stuttgart gekarrt. Es ist davon auszugehen, dass etliche Ortsvereine von CDU und AfD, kirchliche Gruppierungen und sonstige rechts-konservative Vereinigungen ihre Mitglieder mobilisiert haben. Aber auch extrem rechte Gruppierungen wie beispielsweise die “Identitären” waren geduldeter Teil der Demonstration.

IMG_7105Dass es sich um eine reine Propagandaveranstaltung handelte, zeigt sich auch daran, dass es so gut wie keine von den Demoteilnehmern mitgebrachten Plakate gab. Es wurde sogar darum gebeten, ausschließlich die in zartrosa und hellblau gehaltenen, vorgefertigten Plakate und Luftballons der Veranstalter zu nutzen. Kreativität? Graswurzel? Gar Eigensinn? Das suchte man auf dieser Demo vergeblich. Die gesamte Veranstaltung wirkte dadurch reichlich gleichgeschaltet und fad. Die Gegnerschaft gegen Vielfalt in der Gesellschaft und im Unterricht manifestierte sich, ja wurde gleichsam greifbar in der Gleichförmigkeit der teilnehmenden Demonstranten. Nur Töne in Zartrosa und Hellblau waren erwünscht.

IMG_7384Dafür wurde kräftig gegen Gleichstellung und Gleichberechtigung gewettert. “Ich habe zwar nichts gegen Schwule und Lesben, aber …” ist der diskriminierende Tenor dieser Veranstaltung. Die Frage ist nicht, ob man für oder gegen sexuelle Vielfalt ist, denn diese Vielfalt existiert, ist real, ist gesellschaftliche Wirklichkeit. Die Frage ist, wie man mit dieser Vielfalt umgeht und ob man die christlich-humanistischen Werte unserer Gesellschaft leben und verwirklichen möchte oder ob man in irrationale, dumpfe Abgrenzungsgefechte verfällt. Wollen wir eine gleichberechtigte, eine gerechte, eine offene Gesellschaft sein oder nicht? Dass es nicht “ein bisschen Gleichberechtigung” gibt, sollte gerade diesen Müttern in zartrosa und diesen Vätern in hellblau klar sein, denn genauso wenig gibt es “ein bisschen schwanger”. Entweder oder. Gleichberechtigung oder Diskriminierung. Ja oder nein. Zumindest die Veranstalter haben sich entschieden: für Diskriminierung, gegen Gleichstellung, gegen Akzeptanz und gegen eine vielfältige, gegen eine bunte, ja gegen eine offene Gesellschaft. So etwas hatten wir schon einmal – nur damals kamen diese Menschen nicht in zartrosa und hellblau daher. Obwohl … Wer diese Farben mischt, erhält am Ende doch wieder das altbekannte, ziemlich hässliche braun.

IMG_7259Mehr Bilder im Archiv (link)

(Zwuckelmann auf schaeferweltweit.de Bilder ©Alexander Schäfer)

Ja zum Ausstieg – Zwuckelmann

Gastartikel von Zwuckelmann

Anzeige_ProjektendeDie einen empören sich über die gestern bekannt gegebenen Kostensteigerungen bei Stuttgart21 von gut einem Drittel des bisherigen Preises, die anderen zucken gleichgültig mit den Schultern und sagen, das sei doch normal bei solchen Großprojekten.

Es gibt aber noch die dritte Gruppe, die Gegner des Projekts. Diese könnten sich freuen und sagen, sie hätten es ja schon immer gesagt, dass die Finanzierung nicht standhalte. Doch zielführend ist diese Haltung nicht und hilft niemandem. Vielmehr liegt es nun erneut an uns, eine klare Konsequenz aus dieser Entwicklung zu fordern, und die kann nur wieder lauten: Ja zum Ausstieg! Ja zum Ausstieg – Zwuckelmann weiterlesen

Zwuckelmann – ein Mann ein Wort.

Heute möchte ich noch eine weitere besondere Person (bzw. genauer den Blog dazu) aus der Bürgerbewegung gegen das Immobilienprojekt Stuttgart21 vorstellen. Immer wenn ich nicht zu einer Veranstaltung konnte oder es schlicht zu viele gleichzeitig gab war mein erster Weg zu Zwuckelmann´s Blog

Ok also gut – ich war natürlich immer erst bei www.cams21.de aber da eher um zu schauen ob aktuell noch was los ist. Um aber einen ziemlich nüchternen und immer sehr verlässlichen Bericht zu einer Veranstaltung zu bekommen ist Zwuckelmann immer die beste Adresse!

Meist ist sein medium Twitter in dem er bekannter ist und viele die sich dort rumtreiben kennen sein Avatar:

Wer seinen Blog nicht kennt – hat was verpasst und sollte sich dringend dort mal umschauen.

Unglaublich die Geduld die er auch immer wieder in den Diskussionen mit den Leuten aufbringt die ihm dort Kommentare schreiben – teilweise ziemlich herablassende teilweise Verletzende doch er antwortet immer freundlich und sachlich.

Ein paar ziemlich zufällig gewählte Beispiele seiner Texte:
s21-stuttgart-wird-eine-andere-stadt
warum-tue-ich-das-eigentlich
bin-ich-jetzt-wieder-up-to-date

Da Zwuckelmann auch immer beim Baustellenfrühstück dabei ist und auch für cams21 streamt kann man ihn sogar früh morgens bei den Berichten vom Frühstück bewundern.

Beispiel:
http://static.bambuser.com/r/player.swf?vid=1819064
(PS das viele Grün im Video bitte ich zu entschuldigen das sind sogenannte „Bäume“ die gibts da nicht mehr. Das Blaue sind polizisten die haben wohl die Farbe gewechselt man die Baumfäller da nichts durcheinander bringen.)

Schaut doch mal rein – ob Livestream oder Blog – Zwuckelmann ist Top ;o)

Schillerstraßendemo und 115. Montagsdemo

Zum 115ten mal versammelten sich die Gegner gegen das Projekt Stuttgart21 zur Demo am Montag.
Die Kundgebung unter dem Motto „Maximaler Schaden ohne Nutzen – Toll, Frau Merkel!“
fand auf dem Marktplatz statt und zog dann über die Innenstadt zur Heilbronnerstraße bis zur LBBW wo die Versammlung endete.


Während der Demo fand eine weitere Kundgebung auf dem bisher Montags üblichen Platz auf der Schillerstraße direkt vor dem HBF Turm statt.

Sie richtete sich nach dem Konzept des offenen Mikrofons aus und bildete als Hauptelement einen „Speakers Corner“ bei dem alle Interessierten Menschen die Möglichkeit hatten frei zu sprechen.

Da Kurz vor den beiden Demos die Schlossgartenflügelbesetzung beendet wurde war an diesem Abend viel geboten – während die 115. Montagsdemo endete wurden die Aktivisten am Südausgang freigelassen. Zwuckelmann berichtete das live für Cams21.

Was beinahe Unterging war ein auch an diesem Abend stattfindendes Treffen der Projektbeteiligten im HBF Turm – doch einige Gegner des Projektes hatten das im Blick und begrüßten die Beteiligten in gewohnter herzlicher Weise in der Haupthalle des HBF.

Das Bild das der Hauptbahnhof bot ist mittlerweile zur Gewohnheit geworden auch wenn die Ausrüstung (Helme und Teilweise Vollschutz) und die Art der Einheiten (BFE) sich in den letzten Wochen gewandelt haben.

Mehr Bilder

Tolle Zusammenfassung der verschiedenen Quellen zu dem Tag von der Gruppe „Bodenfrost“